Das Stadthaus (Stadshuset) in Stockholm

In den Städten Schwedens findet man in der Regel sowohl ein Rathaus (Rådhus), als auch ein Stadshus (Stadthaus), die eine unterschiedliche Funktion einnehmen. Während im Rathaus der Stadtrat arbeitet und sich dort, zumindest historisch gesehen, auch das Amtsgericht (Tingsrätt) befindet, verfügt das Stadthaus (Stadshus) über Räume die der Repräsentation dienen und in denen sich früher auch die Oberschicht einer Stadt traf. In den meisten schwedischen Rathäusern findet man mittlerweile nur noch die Stadtverwaltung, da die Amtsgerichte eigene Gebäude bekamen, und im Stadthaus werden bedeutende Persönlichkeiten empfangen und Preise vergeben. Stockholm ist hierbei eine Ausnahme, denn im dortigen Rathaus findet man nun lediglich das Amtsgericht und im Stadthaus finden Empfänge statt, aber hier arbeitet auch die Stadtverwaltung Stockholms.
 
Diese Sonderstellung hängt insbesondere damit zusammen dass sich der Stockholmer Stadtrat im Jahr 1908 entschied ein Gebäude am Mälarstrand zu bauen in dem zum einen die Stadtverwaltung arbeiten sollte, sich zum anderen aber auch eine Etage für besondere Anlässe und den Empfang von wichtigen Persönlichkeiten finden sollte. Wie schon die Ausstattung und Dekoration des Gebäudes, so wurde auch die Einweihung des Stadshuset nicht dem Zufall überlassen, sondern man wählte hierfür den Mittsommerabend am 23. Juni 1923, denn damals ging man davon aus dass 400 Jahre vorher, und am gleichen Tag, der legendäre König Gustav Vasa in Stockholm einzog.

Der Architekt Ragnar östberg wollte dieses Gebäude zu einem Prachtbau machen und reiste daher durch europäische Städte um dort nach Inspiration zu suchen. Letztendlich entschied er sich ein Stadthaus in einer Mischung aus italienischer Renaissance, nordischer Gotik und schwedischer Nationalromantik mit zusätzlichem islamischem Einfluss zu schaffen, ein Gebäude das gleichzeitig eine Mischung zwischen dem Dogenpalast und der Markuskirche in Venedig sein sollte. Ohne Stadtführer ist es daher auch nahezu unmöglich dieses Meisterwerk wirklich zu erfassen und zu verstehen.
 
Schon aus der Ferne kann man feststellen dass das Stadthaus aus dunkelrotem, blau schimmernden Ziegelstein besteht, aber erst aus der Nähe kann man dann feststellen dass die Ziegelsteine größer sind als jene die man üblicherweise in Schweden findet, denn der Architekt ließ Ziegel in der Größe brennen die man bei Ausgrabungen am Stockholmer Schloss fand und vermutlich für den Bau des ersten Schlosses, das Tre Kronor (Drei Kronen) genannt wurde, verwendet wurden. Auf diese Weise gelang es dem Architekten dem Stadthaus ein monumentales Aussehen zu verleihen, ihm aber auch eine bessere Stabilität zu bieten.
 
Auch wenn die geographische Lage des Stadthauses geradezu ideal ist, so sollte der Bau mit einigen Problemen verbunden sein, denn an dieser Stelle lagen elf Meter Lehm auf einem Berggrund. Allein der Bau des 106 Meter hohen Turmes erforderte daher acht Betonpfeiler mit einem Durchmesser von jeweils fünf Metern die bis zum Berggrund reichen. Entsprechend schwierig wurde auch der Bau des gesamten Gebäudes, das heute ein Wahrzeichen Stockholms ist.
 
Die Spitze des Turmes zieren die acht Meter breiten drei Kronen Schwedens, die einerseits das erste Schloss der Stadt, zum anderen aber auch Schweden repräsentieren.Die Breitseite der vergoldeten Kronen weisen direkt auf das heutige königliche Schloss. Und hierbei handelt es sich lediglich um eines der zahlreichen Symbole die man im und am Gebäude findet, oder auch im Turmmuseum entdecken kann.
 
Neben dem Hauptturm kann man am Stadshuset weitere fünf, kleinere Türme entdecken die vom Architekten sehr individuell gestaltet wurden. An der südlichen Fassade findet man den Mondturm, wobei der goldene Mond nicht nur ein astronomisches Symbol ist, sondern auch das frühere Schloss Tre Kronor zierte.
 
Im Karinturm, der nach Katarina von Vadstena benannt wurde und einen vergoldeten Engel als Wetterfahne aufweist, wollte der Architekt eigentlich das Glockenspiel anbringen das man jedoch im Hauptturm findet und im Jungfrauenturm, einem kleinen Nebenturm des Hauptturms, kann man die Skulpturengruppe Sankt Georg und der Drache, ein weiteres Symbol der schwedischen Hauptstadt, entdecken, wobei die Prinzessin im Käfig Stockholm darstellt, die jedoch bald aus den dänische Händen befreit wird. Mehr über diese Legende erfährt man bei einer Stadtführung in der Stockholmer Altstadt (Gamla Stan).
 
Weltweit bekannt ist das Stadshuset nicht nur bei Besuchern der Stadt, sondern auch bei allen die das Nobelfest im Fernsehen betrachten, denn im sogenannten Blauen Saal findet jedes Jahr dieses Bankett statt an dem nicht nur die Nobelpreisträger anwesend sind, sondern auch die Königsfamilie, die bedeutendsten schwedischen Politiker und zahlreiche Ehrengäste. Die Blaue Halle mit ihrem gehämmerten Ziegel bietet allerdings im Laufe des Jahres auch Konzerte und erwartet jedes Jahr rund 500.000 Touristen die einen Rundgang im Stockholmer Stadthaus buchen. Auch wenn die Blaue Halle nie die ihr vorgesehene Farbe erhielt, sondern dunkelrot blieb, so findet man in diesem Saal das größte Musikinstrument Skandinaviens, nämlich eine Orgel mit 10.271 Pfeifen. Nach dem Ende des Nobelbanketts gelangt die zum Nobelfest geladene Gesellschaft über eine Treppe in den zweiten berühmten Saal des Stadthauses, nämlich in den Goldenen Saal, der sich für die klassischen Tanz der gehobenen Gesellschaft eignet. Im Goldenen Saal kann man 18,6 Millionen Mosaiksteine zählen und die Wände wurden mit buntem Glas und Gold geschmückt. Die Bilder der Mosaiksteine bieten dem Besucher vor allem einen Einblick in die Geschichte Schwedens.
 
Aber auch wenn man das Innere des Stadshuset nicht besucht, so ermöglicht jede Stadtführung innerhalb von 30 bis 45 Minuten einen Einblick in eine einmalige Architektur und man erfährt an Hand der Dekorationen der Fassaden mehr über Schweden als eine Erklärung in einem Stadtführer in Papierform bieten kann.

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last update: February 19, 2025